MÜHLDORF AM INN | | | KUNST UND LANDSCHAFT
  Au am Inn
 

Das Kloster Au am Inn zählt zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Landkreises, und dies aus gleich zwei Gründen. Zum einen wegen der ansehnlichen Anlage selbst, die trotz Gebäudeverlust gegenüber der barocken Glanzzeit, das klostertypische Gepräge, gipfelnd in der sehr schönen Kirche, gut bewahrt hat. Zum anderen dank der reizvollen landschaftlichen Situierung. Als Teil der Gemeinde Gars am Inn im südwestlichen Grenzbereich des Landkreises gelegen, trifft das Kloster sowohl auf eine markante Inn-Schleife als auch auf das hier steil abfallende Hügelgebiet zwischen Isen und Inn. Beides erhöht den Reiz der weitläufigen Klosteranlage sehr.
Eine ausgezeichnete Übersichtsmöglichkeit erhält man vom erwähnten nördlichen Steilhang, wo als bedeutende Landmarke das Stampflschloss seit dem Mittelalter über das Kloster wacht. Zahlreiche Höhenmeter über dem Kloster, gewinnt man nicht nur schönste Aussicht auf Kloster und Doppelturmkirche, nämlich auch über genannte Inn-Schleife, die hier just begonnene Inn-Ebene, die sich auf ihrem Weg nach Osten zusammen mit der Isen noch um ein vielfaches verbreitert, und schließlich nach Süden über die Weite des Alpenvorlandes, das bei guten Sichtverhältnissen an das Gebirge brandet. Die obige Abbildung gibt das Beschriebene wieder.

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Das Kloster ging aus einer im Jahre 790 erstmals erwähnten Zelle, besetzt mit zwei Priestern, hervor. Bald schon wurde unter dem Salzburger Domstift daraus ein Benediktinerkloster, welches aber 1122 durch den Erzbischof Konrad von Salzburg in ein Chorherrenstift der Augustiner verwandelt wurde. Fortan fand ein Großteil der umliegenden Pfarreien Betreuung durch die Augustiner.
Die notwendige Schirmherrschaft übernahmen die Grafen von Megling, welche ihre Burg – das heutige Stampflschloss – nur einen Steinwurf entfernt errichtet hatten. Großzügige Schenkungen genannter Grafen sorgten für reichen Grundbesitz. 
1314 erhielt man schließlich die Hofmarksgerechtigkeit. Zu diesem Zeitpunkt feierte man noch in einer romanischen Kirche den Gottesdienst. 1133 war der Bau geweiht worden, der 1451 einer gotischen Modernisierung zugeführt wurde. Ab 1628 begann die nächste Überarbeitung, diesmal im Barockstil. Als diese 1737 mit der Umgestaltung der Zwillingstürme ihr Ende fand, war es fertig, das noch heute gültige Erscheinungsbild der Klosterkirche.
1803 auch hier der böse Schlag: Säkularisierung und Umwandlung in einen Gutshof. Ab jener Zeit ging manche Klosterpartie verloren und, am schmerzvollsten, St. Nikolaus, bis dahin als Pfarrkirche genutzt, wurde abgerissen. Das barockisierte Gotteshaus bildete bis dato mit der südlich unmittelbar benachbarten Klosterkirche ein vorzügliches Ensemble aus: drei Zwiebeltürme in nächster Nähe. 
1854 aber wurde die klösterliche Nutzung wieder eingesetzt. Seither kümmern sich Franziskanerinen um Kirche und Klosteranlagen.
Die linke Abbildung zeigt die Doppelturm-Kirche von Westen, über einem Weiher stehend. In der Mitte schlanker Turm mit Zwiebeldach im südlichen Klosterbereich, und rechts Zusammenschau der Turmzwiebeln der Kirche und eines neubarocken Erkers am südlich anschließenden Klostertrakt. Weitere bedeutende barocke Doppelturmkirchen von (ehem.) Klöstern findet man im süddeutschen Raum z.B. im Schwarzwald mit St. Peter und St. Märgen, sowie der Klosterruine Frauenalb, am Hochrhein in Bad Säckingen, an der Tauber (Baden-Württembergischen Franken) in Gerlachsheim, und als Pfarrkirche vom berühmten Balthasar Neumann in Bruchsal (Kraichgau).

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Höhepunkt des Klosters ist jetzt wie ehedem der Innenraum des Gottehauses Mariä Himmelfahrt, das natürlich den größten gestalterischen Aufwand beanspruchen darf. Ein erlesener Barockraum, neben der Klosterkirche Gars, St. Nikolaus in Mühldorf und St. Jakobus der Ältere in Buchbach der schönste Kirchenraum des Landkreises.
Es handelt sich um eine langgezogene Wandpfeilerkirche mit Seitenkapellen und darüberliegenden Emporen. Die einstöckige Orgelempore ruht auf zwei mächtigen Quadratpfeilern. Der Innenraum kulminiert in der östlich Chorrotunde, der durch einen Triumphbogen an das Langhaus schließt. Ein Vielzahl von kostbaren Nebenaltären füllt die Seitenkapellen, übertroffen nochmals vom Hochaltar im Chor. Wie auch die Kanzel an der nördlichen Langhausseite sind allesamt dem Barockstil verpflichet; durchweg also ein barocker Kirchenraum. 

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Ausblick vom Stampflschloss. Rechts der Gesamteindruck des Klosters, links die Zwillingstürme der Kirche nebst anschließender Gebäudepartien. Der Torflügel schließt direkt an den Südturm an. Der Kreuzgang, ein quadratischer Innenhof trifft auf die südliche Langhausseite. Leider erhielt dieser im 20. Jahrhundert ein zusätliches Stockwerk und einen weiteren, den Hof halbierenden Flügel; kurzum die ursprüngliche, barocke Wirkung, von Großzügigkeit geprägt, ist nun eher von Enge gezeichnet.
Auch die anderen Klosterflügel erhielten in der selben zeit ihre dritte Etage. Glücklicherweise wurde die barocke Formensprache konsquent fortgesetzt und so nimmt sich diese Maßnahme alleine im Bezug auf die Kirche nicht vorteilhaft aus. Die Dächer der Klosterflügel sind jetzt fast auf gleicher Höhe wie das Langhausdach, nehmen der Kirche also ein ganzes Stück weit die hervortretende Rolle.
Vom überragenden Barock-Stecher Bayerns, Michael Wening, wurde auch für Au im frühen 18. Jahrhundert eine sehr ansehnliche Abbildung geschaffen. Beim Vergleich mit der heutigen Anlage fällt mancherlei Gebäudeverlust und der Abgang des großen geometrischen Barockgartens mit seinen zierlichen Einbauten auf. Bei aller Ansehnlichkeit des Klosters noch im 21. Jahrhundert, muss man dennoch einen nicht geringen Rückschritt gegenüber der barocken Hochzeit der Anlage einräumen.

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