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Markt und Kloster Gars am Inn liegen im Süden des Landkreises, wie der Name schon preisgibt direkt am Inn. Dieser bildet hier noch keine Ebene aus, wie wenige Kilometer flußabwärts, sondern besitzt gar noch steile Uferabhänge. Der gegenüber dem Kloster südlich lsituierte Markt steht direkt über dem Steilufer, der große ehemalige Augustiner-Chorherrenstift am nach Norden weiter ansteigenden Gelände.
Oben ist die Südseite des seit 1858 im Besitz der Redemptoristen befindlichen Klosters abgebildet. Über der Friedhofsmauer erhebt sich links die Doppelturm-Anlage der sehr ansehlichen, überwiegend barocken Klosterkirche – rechts ein Abschnitt der weitläufigen Klosterflügel. Die Redemptoristen-Kirche und zugleich katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und St. Radegundis geht in ihren Anfängen bis ins romanische 12. Jahrhundert zurück.
Noch viel weiter reicht die Gründung des Klosters zurück. Herzog Tassilo III. von Bayern stiftete schon 768 die "Cella Garoz". Auf die Benediktiner folgten von 1122 bis 1803 die Augustiner Chorherren. Was heute an Kirche und Kloster zu sichten stammt also vor allem von den Augustiner Chorherren.
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Der Innenraum der Klosterkirche – Blick durch das Langhaus, den einschiffigen Wandpfeilersaal mit zahlreichen Seitenkapellen und darüberliegenden Emporen nach vorne, zum Chor mit Hochaltar. Während der Außenbau bei aller Gefälligkeit mit sparsam geschückten Fassaden haushalten musste, ward der Innenraum dem Glanze barocker Prachtenfaltung verfügt.
Ein gewaltiger Reichtum, der den Innenraum zu einem der schönsten Kirchenräume des Landkreises kürt. Kein anderes Gotteshaus übertrumpft; die Klosterkirche von Au am Inn und die Pfarrkirchen der Stadt Mühldorf und des Marktes Buchbach ziehen gleich – allesamt sind sie ebenfalls dem Barockstil verpflichtet.
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Es ist vor allem der Grundtypus der Doppelturmanlage, die auch die Außenarchitektur zu einer der schönsten des Landkreises macht, wenngleich in diesem Falle manch anderes Gotteshaus noch gefälliger auftritt.
Rechts und links die beiden weitgehend identischen Turmspitzen. Auf den quadratischen Unterbau folgt jeweils das Oktogon der Spitze - beides ward in barocker Zeit ausgeführt. Das späte 19. Jahrhundert veränderte – bei aller Gefälligkeit – nicht zum Vorteil der Ansicht. Die barocken Zwiebeln wurden gegen spitze Helme ausgetauscht. Der Stich des in Bayern bekannten Michael Wening zeigt die Barockzwiebeln im frühen 18. Jahrhundert als feingliedrige Gerüste, deren Spitzen mit Hauben bedacht waren. Vielleicht war diese empfindliche filigrane Konstruktion schon vor den historistischen Helmen verloren gegangen.
Die mittlere Abbildung gibt die mittlere Partie der Langhaus-Vorderseite, zugleich Haupteingangsseite wieder. Der recht schmale Streifen zwischen den Türmen zeigt neben fünf barocken Rundbogenöffnungen das prächtige Portal mit Dreiecksgiebel - und als höchst eigenwilligen wie reizvollen Schlussakzent einen verzierten Halbkreis, eine halbe Rosette gleich einer abstrahierten Muschel. Auch letzterer fand sich bereits am Barockbau.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die noch erhaltenen romanischen Detail. Schon die romanische Kirche war mit zwei Türmen ausgestattet, und von diesen haben sich Schallfenster erhalten, ungefähr auf höhe der Rosette. Als rundbogige, gekuppelte Zwillingsfenster, die mittig von kleinen Rundsäulen getrennt und gehalten werden, zählen sie zu den wenigen und damit umso wertvolleren romanischen Details, damit auch zu den allerältesten Architektur-Details des Landkreises.
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Die linke Abbildung zeigt die prächtige Barockkanzel mit mächtigem Schalldeckel, außerdem den nordöstlichen Nebenaltar, der 1704 zu Ehren des Heiligen Augustinus geschaffen wurde.
In der Mitte blickt die stark bewegte Orgelempore auf den Besucher; auch sie ein Barockwerk. Dem steht die ausgeprägt plastische Kreuzgratdecke, noch weiter belebt durch restaurierte barocke Freskierung, nicht nach.
Der schönste Ausstattungsgegenstand ist (beinahe) selbstverständlich der Hochaltar (rechts), ein monumentales, köstlich verziertes Prunkwerk. Es füllt die Rückwand des eingezogenen geraden Chores praktisch vollständig aus, was die Wirkung nochmals steigert. 1693 wurde der Hochaltar geschaffen, dabei aber ein bereits 1663 auf Veranlassung Herzogs Albrecht VI. durch den Münchener Hofmaler Karl Pfleger (1618–1688) gefertigtes Gemälde der Himmelfahrt Mariens in die Mitte nehmend. Überlebensgroßen Seitenfiguren säumen: der Heilige Josef mit dem Jesuskind und der Heilige Joachim mit Tochter Maria wurden vom Wasserburger Bildhauer Georg Ferdinand Hartmann ins Leben gerufen.
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Die Vorderseite mit ihrer sehr schönen Doppelturm-Fassade zeigt nach Westen. Neben der Klosterkirche von Au am Inn ist sie die einzige Doppelturm-Anlage des Landkreises. Sie zeigt darüberhinaus eine reizvolle Durchmischung der Stile, die die wechselvolle Geschichte des Klosters nachzeichnet. Es finden sich noch romanische Partien mit den unteren Abschnitten der Türme und den gekuppelten Schallfenstern. Die Mittelpartie mit Rosette, die achteckigen Turmspitzen mit rundbogigen Fenstern zeugen vom Barockbau. Und die Turmdächer, sowie die Rundbogen-Friese der Turmspitzen sind mittelalterlich-historistische Eingriffe des späten 19. Jahrhunderts.
Die romanische Kirche des 12. Jahrhunderts wurde in den folgen Jahrhundert mehrfach umgebaut und erneuert, dabei zweifellos gotisiert. Dieses Gotteshaus wurde im 30jährigen Krieg schwer beschädigt, weshalb man sich entschied 1658 abzubrechen und 1661 einen weitgehenden Neubau zu errichten. Damit entstand in Gars eine der allerersten Barockkirchen in Altbayern! Der Entwurf und die Ausführung lagen in den Händen der Baumeister Giovanni Gaspare Zuccalli und Domenico Cristoforo Zuccalli aus Graubünden.
Die Abbildung rechts oben zeigt die Gesamtansicht von Kloster und Kirche von Norden. Aus der Barockzeit hat sich der Großteil der Gebäudesubstanz erhalten. Jedoch gingen die Jahrzehnte der Säkularisation von 1803 bis 1858 nicht spurlos vorüber, sondern raubten zahlreiche kunstvolle Details, z.T. ganze Gebäudepartien, manch' Bauwerk komplett. Der Vergleich mit dem Barockstich von Michael Wening gibt entsprechenden Aufschluss. Nichtsdestotrotz erfreuen sich Kloster und Kirche auch noch im 21. Jahrhundert großer Ansehnlichkeit!
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