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Der Markt Kraiburg am Inn liegt, wie der Name schon berichtet, direkt am Inn, namentlich am südlichen Ufer im zentralen südlichen Bereich des Landkreises. Der nicht allzu große Ort mit knapp 4.000 Einwohner besitzt dennoch eine eigene kleine Altstadt, deren zentraler Platzraum — im Bild die Ostseite des Marktplatzes in weihnachtlich-nächtlicher Stimmung — von keiner geringen Schönheit und eine Zierde des gesamten Landkreises. Zahlreiche ansehnliche bis sehr ansehnliche Bürgerbauten und das gewaltige Volumen der Pfarrkirche St. Bartholomäus spannen des rechteckigen Platz auf.
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Der Kraiburg liegt gegenüber dem Inn um mehrere Meter erhöht, sich an den Schlossberg schmiegend, der die Altstadt nach Süden ganz abriegelt. Der Schlossberg ist eine Bekanntheit des Landkreises, zum einen wegen seiner weithin sichtbaren Kapelle, die wie von selbst anlockt, zum anderen aus dem durch die Anlockung resultierenden ausgezeichneten Ausblick auf einen Großteil des Landkreises. Zu dieser Perspektive tritt immer der schlanke und hohe Campanile von St. Bartholomäus, der es an Höhe mit dem Schlossberg aufnimmt (rechte Abbildung). Mit dem Schlossberg beginnt hier nach Süden das Moränen-Hügelgebiet des Alpenvorlandes.
Im Bild oben blickt man durch die Marktplatzstraße nach Südosten. Auch hier säumt wertvolle historische Architektur, deren später jedoch veränderte oder ersetzte Fassade bis ins tiefe Mittelalter führen. Am Ende des Prospektes erwartet eine weitere Sehenswürdigkeit eines erhaltenen Stadttores, dessen Äußeres vom Barockstil geprägt. Einer der fünf Stadt-Tortürme des Landkreises steht also in Kraiburg (die andern zu je zwei in Mühldorf und Neumarkt).
Darunter gewahrt man die Nordseite des Marktplatzes, wo das sich prächtigste der vielen schönen Stadthäuser präsentiert. Es ist der barocke gelbe Putzbau mit edlen Fensterrahmungen und einem Arkadengang, dessen Rundbögen von mächtigen Säulen gestemmt werden. Nach oben schließt die Fassade mit einem horizontalen Gesimse, ein Flachdach vortäuschend, tatsächliche Grabendächer verdeckend. Ein Vorzeigebeispiel der so reizvollen regionalen Bauweise des Inn-Salzach-Stiles und zugleich eines der schönsten Stadthäuser des Landkreises.
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Links das bereits eingeführte Stadthaus-Juwel in der Nahaufnahme. Dass die barocke Gestalt der aufwendigen Fassade eine Geschichte jenseits des barocken 18. Jahrhunderts besitzt, verrät die Jahreszahl 1477 im verschlossenen mittleren Fesnter der obersten Reihe, auf die mittelalterliche Ersterbauung hindeutend.
Rechts oben die Ostseite des Marktplatzes mit einem Teil der Pfarrkirche (ganz rechts). Das Eckhaus zeigt als Blickfang einen zierlichen runden Eckerker, damit zugleich die Einmündung der Brunngasse akzentuierend.
Und schließlich die in der Weihnachtszeit so fein angestrahlte Schlossberg-Kapelle, gleichsam in der Dunkelheit selbst leuchtend.
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Weitere weihnächtliche Impressionen vom ansehnlichen Marktplatz. Links oben die bisher übergangene Westseite: auch sie mit gefälligen historischen Stadthäusern, moderat bis reicher ausgeschmückt; Lebendigkeit durch unterschiedliche Giebel, bzw. Dächer. Ganz links ein Teil des Langhauses von St. Bartholomäus und rechts der schöne Marktplatzbrunnen, bereicherndes "Platzmobiliar". Die Funktionalität unserer Tage hat aus dem Marktplatz einen großen Parkplatz gemacht; praktisch, aber der Schönheit des historischen Platzraumes nicht gerade förderlich.
Das Bild darunter zeigt nochmals die Nordseite, der Pfarrkirche also genau gegenüber. Die Geschossigkeit der Häuser am Marktplatz variiert zwischen drei und vier Stockwerken. Da die Gebäude bis auf das Gotteshaus eher schmal angelegt sind, wird die Lebendigkeit der Ansichten bestens unterstützt.
Rechts ein weiteres sehr ansehnliches Stadthaus, das ehemalige Benefiziatenhaus in einer Seitengasse bei der Kirche, dem Schlossberg mit seiner leuchtenden Kapelle direkt vorgelagert. Die Fassade zeigt eine ungewöhnliche aufgemalte Quaderstruktur, und an der barockisierten Fassade weist der auffällige, gleichfalls barock umgestaltete Erker durch sein sich zurückstufendes Unterteil noch klar erkennbar auf die ursprünglich mittelalterliche Erbauungszeit.
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Von der nördlichen Innufer-Seite der Blick zurück auf Kraiburg. Eine Perspektive großer Ansehnlichkeit, wie aus dem attraktiven frischen Grün von Feld und Laub die Schlossberg-Kapelle und St. Bartholomäus herausblicken. Im Falle der Pfarrkirche ist es das enorme Gebäudevolumen und der hohe Campanile, die die Sichtbarkeit erzielen; im Falle der lieblichen neugotischen Kapelle besorgt dies die begünstigende Topographie des in die Höhe hebenden Schlossberges.
Von 1100 bis ins frühe 19. Jahrhundert stand auf dem Schlossberg, der Name legt es schon nahe, ein Schloss. Es war die Veste der mächtigen Kraiburger Grafen, die hier residierten. 1756 gab man die Burg auf und, viel schlimmer noch, begann mit dem Abbruch der Mauern um sie für anderweitige Neubauten zu nutzen. Noch im frühen 19. Jahrhundert waren Burgreste zu sehen, welche dann aber vollends abgetragen wurden, so dass heute von der Veste überhaupt nichts mehr zu sehen! Der Pragmatismus des 18./19. Jahrhunderts lässt einem heute natürlich die Haare zu Berge stehen. Man male sich das Gesamtbild aus, stünde die Burg noch heutigen Tags, verbunden mit der Stadt durch starke Mauern. Kraiburg wäre ein Burgstädtchen und damit eine echte oberbayrische Sehenswürdigkeit.
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Blick vom Schlossberg zur zweiten historischen Kirche Kraiburgs, das oktogonale Glockengeschoss mit barocker Dachzwiebel aus dem Dachgewimmel hebend.
Auch in der Mitte wird vom Schlossberg geschaut; hier auf den mächtigen Chor von St. Bartholomäus und die östliche Platzwand des Marktplatzes. Ein weiteres sehr ansehnliches Stadthaus ist im Hintergrund zu sehen. Mit seinem polygonalen Erker steht es an der Brunngasse, die im Osten auf den Marktplatz mündet. Die Fassade schließt mit einem geschwungenen, von drei Pilastern geschmückten Giebel, der das Dach hinter sich versteckt.
Die rechte Abbildung zeigt eine Hauptsehenswürdigkeit von Kraiburg. Das sehr gefällige Barock-Schloss steht in der Schützenau, östlich vom Stadtkern an der Straße nach Ensdorf. Der kompakte, spitzgiebelige Bau mit zwei Ecktürmen und Prachtportal zählt zu den Perlen des gesamten Landkreises. Über dem Eingang findet man einen Inschrift-Tafel mit der Jahreszahl 1719.
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Eine der attraktivsten Aussichtsgelegenheiten des Landkreises bietet der Schlossberg. St. Bartholomäus und die Kraiburger Altstadt im Vordergrund, ein Großteil des Landkreises dahinter. Man blickt auf die große Ebene, die durch Vereinigung von Inn- und Isental entsteht. Den Horizont bildet das tertiäre Hügelland im Norden des Kreises, dass durch seine moderate Höhenentwicklung aus dieser Perspektive nur geringe Wirkung entfaltet.
Mag an dieser Stelle kurz auf die höchst beachtliche Bedeutung Kraiburgs im Mittelalter hingewiesen sein. Kraiburg erlangte im Mittelalter erste Bedeutung, indem um das Jahr 1100 Sponheimer Grafen eine Veste auf dem strategisch günstigen Kegel des Schlossbergs erbauten. Rund 150 Jahre war die "Creiburch" der Stammsitz der einflußreichen Kraiburger Grafen, das seinerzeit in Bayern hinter den Wittelsbachern als angesehenstes Adelsgeschlecht galt! Erachte man hieran die historische Bedeutung Kraiburgs! Die mächtigen Grafen besaßen Herrschaft im Isen- und Chiemgau, und die Besitzungen erstreckten sich bis zur Donau über den größten Teil des Rottals, an Alz und Traun, sowie im Puster-, Achen- und Leukental. Zeitweise konnten die Grafen sogar die Herzogswürde in Kärnten übernehmen. 1208 wurde ihnen auch die Pfalzgrafschaft in Bayern angetragen. Doch damit kam auch schon das Ende der Kariburger Grafen in Sicht. 1248, beim Tode von Rapoto III schloss die bemerkenswerte Geschichte der Grafen aufgrund fehlenden damals entscheidenden männlichen Nachwuchses. Tochter Elisabeth, alleinige Erbin, traf obendrein eine wenig glückliche Wahl mit Hartmann von Werdenberg als Ehemann: 1259 veräußerte er den ganzen Besitz an den Wittelsbacher Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern... Die Vergänglichkeit von Ruhm, auch die Kraiburger Grafen können ein Lied davon singen!
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Der schlanke und hohe Campanile der Stadtkirche konnte im Gegensatz zum Kirchenschiff seine historische Substanz erhalten. Er lässt sich, weil aus Tuffstein erbaut, leicht vom Neubau, der aus rotem Ziegelstein verfertigt wurde, unterscheiden. Gotische Spitzbogen-Blendarkaden schmücken den nunmehrigen Unterbau. Aufgesetzt wurden zwei weitere Stockwerke, die wie der gesamte Kirchen-Neubau neoromanischen Baustil zeigt.
Daneben Blick in das zweite Kraiburger Gotteshaus. Das Innere wurde im 18. Jahrhundert konsequent barockisiert - Perspektive vom Haupteingang zum Hauptaltar.
Einen farbenfrohen, ausgesprochen prächtigen Innenraum in historistisch-neuromanischer Manier präsentiert St. Bartholomäus. Die dreischiffige Basilika - hier Blick zum innen runden Chor - fällt auch durch Geräumigkeit auf, löst also ein was das gewaltige Bauvolumen von außen verspricht. 1896/97 wurde der Innenraum vom Künstler Max Schmalzl ausgemalt. St. Bartholomäus ist im übrigen der einzige Kirchenbau des Landkreises, der konsequent den Stil der Neuromanik ausführt. In der historischen Art des späten 19. Jahrhundert wurde dem mittelalterlichen Stil der Romanik (11. - 13. Jahrhundert) nachgeeifert.
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Die schmucke, liebliche Kapelle auf dem Schlossberg. Strebepfeiler und Spitzbogenöffnungen zeigen, dass hier - wiederum in historistischer Auffassung - der mittelalterliche Stil der Gotik (13. -16. Jahrhundert) als Vorbild agierte. Das von einem hohen Dachreiter akzentuierte kleine Gotteshaus ist dem Schlossberg die schönste Zierde. Dank der enormen Fernwirkung wurde St. Georg auch Wahrzeichen von Kraiburg. 1838 wurde die Gelöbniskapelle als Dank für die Errettung eines 1000 Scheffel Getreide transportierenden Schiffszuges, der an der Braunauer Innbrücke zu zerschellen drohte, vom Schiffmeister, dem gebürtigen Kraiburger Georg Riedl gestiftet.
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Das monumentale Bauwerk der Marktkirche wurde 1892/93 errichtet - nach Abbruch der uralten Vorgängerkirche (nur der Turm blieb weitgehend erhalten) und des altehrwürdigen Rathauses. Man findet Gefallen an der wuchtigen, aus rotem Backstein erbauten Basilika, die auf dieser Abbildung ihre hohe polygonale Chorapsis "vor sich her schiebt". Aus heutiger Sicht jedoch ist der Abgang des mittelalterlichen Vorgängers und des geschichtsträchtigen Rathauses ein nicht aufzuwiegender Verlust, dem mächtigen Gotteshaus mehr als "eine Träne im Knopfloch".
Rechts davon die zweite historische Kirche Kraiburgs, im Norden der Altstadt zwischen der alten Stadtummauerung und dem Inn situiert. Der nicht allzu große gotische Bau wurde auch außen gründlich barockisiert. Der abwechslungsreich gestaltete Turm, der noch den gotisch-spitzbogigen Haupteingang führt, steht an der südlichen Querseite des einschiffigen saalartigen Langhauses.
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Das barocke Kleinod in der Schützenau. Reizvoll steht das Schloss in freier Landschaft, dem kleinen Palast als schönste Rahmung dienend. Die schlanken polygonalen Eckerker mit Zwiebelhauben zeigen nach Norden, Richtung Inn. Gesimsbänder geben horizontale Wirkung ein, dem der hohe Giebel und die Ecktürmchen kontrapostisch vertikal entgegengehen und so eine insgesamt harmonische Gesamtwirkung zeugen. Alleine ein wenig mehr Bekanntheit würde man dem Bauwerk wünschen.
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